Neue Ideen, ökologischer Fußabdruck & Kosten
Welche Bestattungsformen gibt es eigentlich? Was ist hier in Deutschland möglich und welche Möglichkeiten bieten Bestattungen im Ausland?
Deutschland insgesamt hat im Gegensatz zu nahezu allen anderen europäischen Ländern sehr starre Vorgaben im Bestattungsrecht, die tatsächlich vieles einschränken. Umfragen aus den letzten Jahren zeigen deutlich, das die Mehrheit der Bevölkerung sich andere Besattungsformen, Möglichkeiten und Wege wünscht und ganz langsam bewegt sich in einigen Bundesländern auch etwas. Grundsätzlich gibt es aber noch keine Aufhebung des Status quo. Aber dennoch ist mehr möglich, als bekannt ist, oft suggeriert und angeboten wird. Das Bestattungsrecht ist Ländersache und die Bestattungsgesetze der einzelnen Bundesländer sind unterschiedlich. Deshalb ist beispielsweise bisher nur in Schleswig-Holstein die neue Bestattungsform Reerdigung erlaubt, in allen anderen Bundesländern aber bisher noch nicht.
Wir haben in Deutschland generell eine Friedhofspflicht, das heißt grundsätzlich müssen alle Bestattungen, egal in welcher Form sie geschehen, eigentlich auf dem Friedhof durchgeführt werden. Eigentlich, den viele Bestattungshäuser und Anbieter haben Wege gefunden, andere Bestattungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Klassische Bestattungsformen
Klassische Bestattungsformen sind Erdbestattung im Sarg und Kremierung mit anschließender Erdbestattung oder der relativ gängigen Seebestattung, bei der die ökologisch abbaubare Urne in der Ost- oder Nordsee abgesenkt wird. Auch gibt es die Waldbestattung, bei der die Urnen in RuheForsten, Friedwäldern oder anderen dafür zugelassenen Waldflächen unter Bäumen bestattet werden können. All dies sind übliche Bestattungsformen, die für viele Menschen auch richtig und passend sind.
Aber was geht denn dann noch? Und wie sieht es mit dem finanziellen Aspekt aus?
Gerade Letzteres hat für viele Menschen ein großes Gewicht bei ihrer Entscheidung, denn eine Erdbestattung ist in der Regel deutlich teurer, als eine Feuerbestattung. Zwar gibt es, insbesondere in großen Städten, immer mehr Bestattungshäuser, die sehr transparent mit ihren Preisen umgehen (was eine sehr gute Entwicklung ist). Vorrangig wird dort die Begleitung der Zugehörigen in Rechnung gestellt und nur sehr geringe Margen auf Särge, Urnen, Blumenschmuck usw. aufschlagen, aber nichtsdestoweniger sind Beerdigungen nicht günstig.
Erdbestattung
Stiftung Warentest Spezial Beerdigung hat 2016 den Durchschnittspreis von 7.930 € für eine schlichte Erdbestattung errechnet, darin enthalten sind Sarg, Friedhofsgebühren, Grabstein, Todesanzeige und Bestattungsdienstleistungen. Die Friedhofsgebühren sind kommunale Kosten, in Hildesheim liegen sie aktuell auf den meisten Friedhöfen bei 2.008€ für 25 Jahre. Damit übrigens höher als Berlin oder Köln, aber das ist auch nicht verwunderlich. Denn je weniger Menschen diese Art der Bestattung wählen, desto höher werden die Kosten, damit der Friedhof weiterhin wirtschaftlich betrieben werden kann. Momentan wählen noch etwa 22% der Menschen die klassische Erdbestattung.
Feuerbestattung
Eine Feuerbestattung, die ursprünglich aus seuchenhygienischen Gründen entstanden ist, kostet bei einer Beisetzung auf dem Friedhof laut Stiftung Warentest aus im Mittel 5.830 Euro. Eine einfache Beisetzung im Wald liegt bei durchschnittlich 3.700 € und eine Seebestattung zwischen 3.000-8.000€.
Einige Bestattungshäuser ermöglichen den Zugehörigen den Sarg oder die Urne zu bemalen. Es gibt mittlerweile sogar Selbstbauanleitungen für Särge. Hier findet ihr einen schönen Blogbeitrag von Bohana dazu.
Sozialbestattung
Wenn die für die Bestattung zuständigen Zugehörigen für die Bestattung nicht aufkommen können und keine finanzielle Vorsorge getroffen werden konnte, kann eine Sozialbestattung beantragt werden. Das Sozialamt übernimmt dann die erforderlichen Kosten für eine einfache Erd- oder Feuerbestattung. Die Bestattung soll nicht als Sozialbestattung erkennbar sein. Wenn eine Bestattungsverfügung vorliegt, werden die Wünsche auch im angemessenen Kostenrahmen umgesetzt. Diese Übernahme der Kosten können also nur die rechtlich als bestattungspflichtig geltenden Angehörigen der Herkunftsfamilie beantragen. Leider aber nicht eine Wahlfamilie, die die Totensorge übertragen bekommen hat.
Welche alternativen Bestattungsformen gibt es denn nun? Und ist etwas davon ökologisch?
Relativ neu in Deutschland ist die Reerdigung. Hier wird die verstorbene Person für 40 Tage in einen Kokon, Alvarium, lateinisch für Bienenstock genannt, auf ein Bett aus Stroh, Blumen und Grünschnitt gebettet und der Körper wird wieder zur Erde. Es wird kein Sarg benötigt, es werden wenig zusätzliche Ressourcen verwendet. Der fruchtbare Humus wird dann – konform zur Friedhofspflicht – auf einem Friedhof beigesetzt. Das ist vermutlich aktuell die ökologischste Beisetzungsmethode in Deutschland. Reerdigungen sind aktuell, wie schon erwähnt, nur in Schleswig-Holstein erlaubt. Die Erde aus Reerdigungen darf außerdem in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt werden (Stand: Oktober 2023).
Andere Bundesländer, zum Beispiel Berlin, wollen die Testphase in Schleswig-Holstein zunächst abwarten. In einigen Gemeinden, zum Beispiel in Aschersleben in Sachsen-Anhalt, wird derzeit diskutiert, ob Reerdigungen angeboten werden sollten.
Bayern und Nordrhein-Westfalen haben sich bereits festgelegt und werden die Reerdigung in ihren Ländern nicht erlauben.
Was ist noch möglich? Alternative Bestattungsformen
Weitere Möglichkeiten, die mit Kremierung und einem Umweg der Asche über andere Länder einhergehen, sind zum Beispiel:
Tree of life:
Hier wird die Asche mit Erde gemischt und ein Wunschbaum hineingepflanzt. Nach einer Anwachszeit von 6-9 Monaten kann der Baum an einem Ort der Wahl, zum Beispiel dem eigenen Garten oder speziellen Erinnerungshainen eingepflanzt werden.
Asche verstreuen:
In Deutschland ausschließlich in Bremen und nur für Bremer*innen erlaubt, die zu Lebzeiten schriftlich festgehalten haben, dass sie nicht auf einem Friedhof bestattet werden möchten. In ein paar anderen Bundesländern, Niedersachsen gehört nicht dazu, ist ein Verstreuen auf Aschewiesen auf einigen Friedhöfen möglich. Grundsätzlich herrscht in Deutschland ein Friedhofszwang. In vielen Nachbarländern, wie den Niederlanden, der Schweiz, Tschechien sind die Vorgaben weit weniger strikt und eine Verstreuung der Asche auf Almwiesen, in Flüssen, dem Meer oder Wäldern ist möglich. Es gibt einige Bestattungshäuser, die den Zugehörigen mit der Überführung und Umsetzung helfen.
Luftbestattung:
Verstreuen der Totenasche aus einem Luftfahrzeug wie einem Flugzeug, Helikopter oder Heißluftballon. Dies ist in einigen Nachbarländern Deutschlands möglich, zum Beispiel in den Niederlanden, Frankreich oder Dänemark, nicht aber in Deutschland selbst.
Darüber hinaus gibt es auch Bestattungsunternehmen, die bei Pressung von Asche in Vinylplatten für eine akustische Erinnerung oder in Tinte für ganz besondere Erinnerungs-Tattoos unterstützen.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten und Bestattungsformen, hier findet ihr eine schöne Übersicht.
Wenn uns der ökologische Fußabdruck am Herzen liegt, hilft die Grüne Linie mit ihren Partnerunternehmen bei möglichst umweltfreundlichen Beerdigungen. Von Einladungen, über Sarg, Blumenschmuck und Kleidung für die Verstorbenen wird hier bei allen Komponenten auf die Nachhaltigkeit geachtet. Auch gibt es Hersteller*innen von geflochtenen Särgen aus nachhaltigen Materialien, Überurnen aus Papier und vielem mehr.
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Ganz kurz vor ab, zur Vollständigkeit: ich kann, darf und will hier keine rechtliche Beratung geben. Ich möchte vielmehr ein paar Gedanken, Informationen, Ideen, Ansätze teilen. Möchte das helfen, das Thema Trauer wieder in die Gemeinschaft zurückzuholen, die Sprachlosigkeit und das Unbehagen ein wenig auflösen, ein bisschen Licht ins Dunkel hinsichtlich Abläufe und Kosten bringen und vor allem Mut zur Selbstwirksamkeit und den eigenen Bedürfnissen geben.
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